Lüneburg/Bad Bevensen. Hotelbett oder Pritsche in der Turnhalle? Gruppenunterkunft oder Doppelzimmer mit Dusche? Eigentlich gibt es auf die Fragen jeweils nur eine Antwort. Doch viele Geflüchtete in Lüneburg müssen aktuell mit der schlechteren Alternative klarkommen.
Darum geht‘s: Für die Unterbringung der Menschen, die aus der Ukraine oder anderen Ländern nach Deutschland fliehen, erfolgt die Verteilung nach einem vom Land Niedersachsen vorgegebenen Schlüssel. Nach diesem wird den Städten und Landkreisen mitgeteilt, wie viele Geflüchtete sie in der nächsten Zeit zu erwarten haben.
Doch diese Vorhersage ist von vielen Faktoren abhängig, zum Beispiel vom Kriegsgeschehen in der Ukraine. Sie gleicht daher eher dem Blick in die Glaskugel. So kamen zuletzt deutlich weniger Menschen nach Deutschland als erwartet. Aktuell sind nur noch 130 Geflüchtete im Übergangslager des Landkreises in Sumte untergebracht. Es waren schon viermal so viele. Von dort werden sie auf die Unterbringungen in der Hansestadt und auf den Dörfern im Kreis verteilt. In anderen Landkreisen läuft es genauso.
Doch weil in Lüneburg die Wohnungsnot groß und Unterkünfte rar sind, müssen immer noch Geflüchtete in kargen Sporthallen ausharren. Zwischen Bauzäunen und Sichtschutzplanen ist Privatsphäre kaum gewährleistet. Mindestens 300 Flüchtlinge leben nach Angabe von Stadtsprecherin Ann-Kristin Jenckel aktuell unter diesen Bedingungen. Anders, nämlich deutlich besser, sieht es da im Nachbarlandkreis Uelzen aus. Hier gibt es Wohnraum zu genüge, sodass in den Gruppenunterkünften viele Betten frei bleiben.
Beispiel Bad Bevensen: Im Kurort hat Bürgermeister Martin Feller im September ein ehemaliges Hotel und ein leerstehendes Mutter-Kind-Kurheim angemietet. „Wir sind aktuell deutlich unterbelegt“, berichtet der Verwaltungschef. Im ehemaligen „Hotel Sabine“ in der Amtsheide sind von 75 Plätzen 40 belegt, im Heim von 170 aktuell nur 80. Insgesamt 135 Geflüchtete könnten hier noch untergebracht werden – also alle, die aktuell in Sumte auf Weitervermittlung warten. Und das auch noch deutlich komfortabler, als 25 Kilometer weiter nördlich in der Stadt Lüneburg. Doch das geht nicht, denn es gibt ja die Quote: „Jedem Landkreis in Niedersachsen wird eine zu erfüllende Aufnahmequote durch das Land mitgeteilt. Diese bemisst sich an der jeweiligen Einwohnerzahl“, erklärt Martin Theine, Sprecher des Landkreises Uelzen. Das bestätigt seine Lüneburger Landkreis-Kollegin Marion Junker: „Grundsätzlich gelten diese Quoten und wir müssen die vorgegebene Zahl an Geflüchteten bei uns im Landkreis unterbringen.“
Ein Umzug aus den tristen Lüneburger Turnhallen in die deutlich komfortableren Bad Bevenser Unterkünfte ist daher unmöglich. Eigentümer des „Hotel Sabine“ ist ein Adendorfer Makler. Er kann die bürokratischen Barrieren zwischen den benachbarten Landkreisen nicht nachvollziehen: „Ziel sollte es doch sein, dass die Leute eine vernünftige Bleibe haben“, sagt der Vermieter. Auch Bevensens Bürgermeister Feller muss zugeben: „Das Ganze klingt nicht logisch. Das Bestreben muss eigentlich sein, die Menschen vernünftig unterzubringen.“ Gerüchte, seine Gemeinde wolle die beiden nur noch zur Hälfte belegten Unterkünfte komplett räumen, mag Feller nicht bestätigen: „Aufgeben wäre völliger Quatsch.“ Denn wer weiß schon, wie sich die Lage in der Ukraine und an anderen Krisenherden in der Welt entwickelt.