Lüneburg. Menschen mit Macht können viel bewirken. Gutes wie Schlechtes. Mächtige können Kriege vermeiden oder anzetteln. Die Vergangenheit und leider auch die Gegenwart zeigen das immer wieder. Und: Machthaber können zum Teil verrückt sein. Das ist Thema des englischsprachigen Films „The Mad King“ von Regisseur Borsu Highson, der auch das Drehbuch schrieb.
Es ist der erste Film, den die Lüneburg Filmstudio GmbH produziert hat. Sie ist ein Unternehmen der Reese Gruppe Lüneburg. In der Region ist der Name Reese vor allem durch den Bau der LKH-Arena bekannt. „Die Gruppe ist eine Dachgesellschaft für verschiedene Firmen, darunter seit gut eineinhalb Jahren auch die Filmstudio GmbH“ erklärt Tim Pahnke, Vorstandsmitglied des Filmstudios und der Reese Gruppe.
Der kreative Kopf dahinter ist Borsu Highson. Der 43-Jährige ist in Amerika aufgewachsen und hat vor gut eineinhalb Jahren seine Wahlheimat in Bleckede gefunden. Highson ist in der internationalen Filmbranche durch zahlreiche Produktionen bekannt. Vielleicht kennt man nicht seinen Namen oder sein Gesicht, dafür aber seine Stimme: So hat er nicht nur zahlreichen Disney-Figuren seine Stimme geliehen, sondern begrüßt die Zuschauer in den Filmen mit „A Walt Disney Production presents“.
Verrückter König ignoriert die Klimaerwärmung
Und noch einen regionalen Bezug gibt es: Sein Film „The Mad King“ wurde auch in Bleckede und Breetze gedreht. Dort streift Borsu Highson regelmäßig mit seinen beiden sibirischen Huskies durch die Wälder. „Ich habe immer schon gedacht, die Landschaft wäre eine Filmkulisse“, erzählt er. Nach Lüneburg kam der Filmschaffende durch Zufall: Als er ein Vorstandsmitglied der Reese Gruppe kennenlernte, lud dieser ihn nach Lüneburg ein. Highson verliebte sich in die historische Stadt. „Warum ist die Stadt kein Filmort?“, fragte er sich damals. Wenig später wurde die Lüneburg Filmstudio GmbH gegründet.
Die Idee zum Fantasy-Drama „The Mad King“ kam Borsu Highson mit Blick auf die Geschichte und die Gegenwart: „Ich nenne in dem Film zwar keine Namen, aber Diktatoren gibt es überall auf der Welt.“ Der Film spielt im Jahr 1850. König Frederick herrscht über 51 Königreiche und gilt als der mächtigste Mann der Welt. Seine Brutalität und Frauenfeindlichkeit, sein Rassismus und seine beispiellose Politik haben ihm den heimlichen Titel „Der verrückte König“ eingebracht. „Thematisiert wird auch die Klimaerwärmung“, erklärt Highons. Der König ignoriert die Erwärmung mit den Worten: „The weather will cool down.“ („Das Wetter wird sich schon abkühlen“). Es finden Schwertkämpfe in der wunderschönen Bleckeder Kulisse statt. „Ich bekam tolle Unterstützung von den zuständigen Stellen in der Stadt“, sagt Borsu Highson, der das Filmemachen in Deutschland aufgrund seiner Erfahrung gut mit dem in den USA vergleichen kann: „In Deutschland muss sehr viel Papierkram erledigt werden“, sagt er mit einem Schmunzeln. Die Hauptkulisse bietet das Schweriner Schloss. „I am a castle person“ – Ich bin ein Schloss-Mensch“, erzählt Highson.
Film bei Cannes Filmfestspielen
Beruflich bedingt besucht er seit vielen Jahren die Internationalen Filmfestspiele von Cannes, die zu den weltweit bedeutendsten Festivals zählen. Dort hat er unzählige internationale Filme gesehen, hat beste Verbindungen.
Nun wird „The Mad King“ bei keinem geringeren als beim Cannes Filmmarkt „Marché du film“ uraufgeführt – ein imposanter Start für den Premierenfilm des Lüneburger Filmstudios.
Highson weiß aus Erfahrung: „Mögen Filmschaffende einen Film nicht, stehen sie auf und verlassen den Saal. Ich habe immer Respekt vor den Werken, schaue mir jeden Film an.“ Nur bei einem Film habe er den Saal mal verlassen: „Als ein Hund auf schlimmste Weise gequält wurde. Das habe ich nicht ausgehalten.“ Dass jemand bei seinem Film aufsteht, glaubt er nicht. „If we win, it‘s great. If not, it‘s okay“, sagt der Profi ganz unaufgeregt.
Knapp zwölf Monate dauerten die Dreharbeiten zu „The Mad King“. „Wir planen weitere Produktionen“, verrät Tim Pahnke. Ideen gibt es reichlich, schließlich schreibt das Leben die besten Geschichten.
Den Trailer zu „The Mad King“ findet man unter: www.madkingthemovie.com