Lüneburg. In den USA waren die Washington Redskins gerade das Maß der Dinge im American Football, als in Norddeutschland Mark Düffert das erste Mal Helm und Schulterpolster überstreifte und sich ins Getümmel stürzte. „Das war im Herbst 1992 beim ‚Adenbowl‘ in Adendorf“, blickt Düffert zurück auf sein Debüt aus Football-Spieler. Es folgten drei Jahrzehnte als Aktiver, als Pressesprecher und als Trainer für diverse American-Football-Mannschaften im Norden. Am kommenden Samstag, 17. September, feiert Düffert als Mitglied des Trainerteams der Lüneburg Razorbacks seinen Abschied vom Sport mit dem Ei.

An den Gegner der Adendorf Knights von vor 30 Jahren kann sich der mittlerweile 52-Jährige gar nicht mehr erinnern – wohl aber an viele Highlights seiner langen Laufbahn. Zum Beispiel an die Saison 2000: Nach dem Ende der Adendorfer Footballer spielte Düffert inzwischen für die Lüneburg Jayhawks: „Mit denen sind wir als Nicht-Favorit Meister der Landesliga geworden und konnten uns danach auch zwei Saisons in der vierten Liga halten.“ Nach dem Abstieg wechselte Düffert vom Feld als Trainer an die Seitenlinie der Jayhawks. „Ich wurde quasi ins kalte Wasser geworfen.“ Seine spielerisch erfolgreichsten Jahre kamen aber erst noch: Im „Flag Football“, einer Variante des US-Sports ohne Körperkontakt, schaffte es Düffert mit den Bergedorf Swans 2010 sogar bis ins Finale der Deutschen Meisterschaft. Seit 2013 ist der Lüneburger nun schon als Trainer treibende Kraft bei den Lüneburg Razorbacks, die ihre sportliche Heimat beim VfL an den Sülzwiesen gefunden haben. Dabei wollte Düffert erst nicht so recht zurück ins Traineramt. „Doch dann standen da zum ersten Trainingstag an Himmelfahrt 92 Leute auf dem Platz, die bei uns anfangen wollten.“ Natürlich übernahm er als Coach: „Das werde ich nie vergessen.“

Mit dem Abschiedsgedanken spielte Mark Düffert schon länger: „Football wird auch in der fünften Liga immer strategischer.“ Auch wenn die Trainerteams untereinander sportlich-fair die Videos zur Gegner-Analyse austauschen, sei die Vorbereitung extrem zeitaufwendig. Und: „Ich merke, dass ich anfange, das nicht mehr zu 100 Prozent zu machen.“ Schon 2020 wollte Düffert daher einen Schlussstrich ziehen: „Aber dann kam Corona – und danach haben wir 2021 alle vier Saisonspiele verloren. So wollte ich auch nicht aufhören.“
Nun passt es besser: Mit einem Sieg am Samstag winkt Platz zwei in der Verbandsliga Nord und damit vielleicht nochmal ein Aufstieg. Viel wichtiger aber: „Meine Tochter spielt bei den Damen und hat auch einen Schiedsrichterschein, jetzt kann ich das Ganze an sie übergeben“, lacht Vater Düffert vor seinem letzten Spiel als Special-Teams-Coordinator und Coach der Runningbacks. Künftig sind also Tochter Leah Düffert und andere gefragt.
Eine große Abschiedssause hat er nicht geplant, wenn das letzte Saisonheimspiel am Samstag gegen die Oldenburg Knights II beendet ist. Mark Düfferts Blick ist im Vorfeld der Begegnung ohnehin eher aufs Sportliche gerichtet: „In Oldenburg haben wir das Hinspiel nur sehr unglücklich verloren. Bei uns ist die Stimmung im Team gut – und personell sind wir Samstag auch noch besser aufgestellt, als beim jüngsten Heimerfolg gegen Tabellenführer Ritterhude.“ Vor knapp zwei Wochen hatten die Razorbacks dem klaren Spitzenreiter die erste Saisonniederlage zufügen können.

Die Chancen für einen rauschenden Abschied von Mark Düffert nach drei Jahrzehnten American Football stehen also gut. „Jetzt hoffen wir natürlich auch noch auf viele Fans.“
Und danach? Die Razorbacks unter Headcoach Jean Debril-Loiseau sieht das Football-Urgestein gut aufgestellt. Seine eigene sportliche Zukunft liegt wohl eher auf der Straße: „Ich laufe und habe den einen oder anderen Halbmarathon schon absolviert. Vielleicht wird‘s nun auch mal ein Marathon“, sagt Mark Düffert. Als Fan wird er den Footballern erhalten bleiben: „Zu den Heimspielen komme ich auf jeden Fall!“
Übrigens: Die Washington Redskins, den Superbowl-Sieger aus Düfferts Premierenjahr 1992, gibt es inzwischen nicht mehr. Weil die Proteste gegen den Namen „Rothäute“ immer größer wurden, hat man das Team zur gerade gestarteten neuen NFL-Spielzeit in Washington Commanders umbenannt.