Lüneburg. Sie sieht unscheinbar aus, die Stromnetzstation an der Stöteroggestraße. Doch was hier auf dem Lüneburger Kreideberg startet, ist nicht weniger als der Auftakt ins digitale Stromnetz der Zukunft.

Mit dem symbolischen Auftakt begann am Donnerstag ein Projekt, in das Netzbetreiber Avacon bis 2024 rund 40 Millionen Euro investiert. Lüneburg wird damit als „Smart Energy Region” zum Vorreiter, erhält 400 solcher digitalen Stromnetzstationen, die mit LTE-Routern an das Mobilfunknetz angebunden werden.

Dazu kommen 5000 sogenannte „Smart-Meter”, die die klassischen Zähler in den Haushalten ersetzen und zu einer effizienteren Stromnutzung beitragen können. Ende 2023 startet außerdem der Bau eines neuen Umspannwerkes in Volkstorf, das an der smarten Technologie ausgerichtet wird und die Leistungsfähigkeit des Netzes deutlich erhöhen soll.

„Wir sind in einem fundamentalen Umbruch: weg von fossiler Energieversorgung, hin zu einer dezentralen Versorgung aus verschiedenen Energiequellen”, betont der Avacon-Vorstandsvorsitzende Marten Bunnemann die Bedeutung des Vorhabens.

„Photovoltaik, Wärmepumpen, flexible Speicherlösungen oder E-Mobilität sind dabei wichtige Aspekte.” Deshalb sollen Strom, Wärme und Verkehr jetzt digital und intelligent verknüpft werden. Lüneburg ist bei dieser Entwicklung ganz vorn dabei: „Wir nehmen hier die Energiezukunft vorweg und bauen etwas, was deutschlandweit erst 2030 kommt.“ Eine solche Dichte des digitalen Stromnetzes gäbe es nach der Umsetzung nirgends, betont Bunnemann. Ziel sei es auch, Erfahrungen für die Entwicklung der Stromnetze in ganz Europa zu sammeln.

Lüneburg sei als wachsende, dynamische Stadt besonders geeignet für das Vorhaben. Zudem gebe es eine Bürgerschaft, die an Klimaschutz und Nachhaltigkeit interessiert und innovationsfreudig sei.

Projektleiter Florian Hintz vergleicht es mit einem bekannten digitalen Dienst: „Früher hatten wir Straßenkarten im Auto, heute zeigt uns Google Maps, wo Stau herrscht oder ein Unfall passiert ist – das selbe kommt jetzt für das Stromnetz.” Mit den präzisen Daten ließen sich zudem neue Anschlüsse beschleunigen.

Über das Projekt freut sich auch die Hansestadt. „Wir haben ja schon im Dezember 2021 beschlossen, bis 2030 klimaneutral zu werden”, erinnert Stadtrat Markus Moßmann und verweist auf vielfältige Initiativen in der Stadt. „Wir wollen als Stadt, dass die Menschen umsteigen – und das geht nur mit einem modernen Netz.” Eine smarte Stromversorgung sei nicht nur ein Standortfaktor für Bewohner und Unternehmen, sondern auch wichtig für die Versorgungssicherheit: „Es wird die Lüneburger freuen, dass wir damit Engpässe im Netz vermeiden.”

Wichtig ist sowohl Bunnemann als auch Moßmann, dass nicht nur Neubaugebiete erschlossen werden: „Wir gehen auch in die Quartiere”, betont der Avacon-Chef – deshalb auch bewusst der Start am Kreideberg.