Landkreis. Die Zeichen stehen auf Generalstreik bei den Mitarbeitern der Post. Aktuell läuft seit Dienstag die Urabstimmung der Gewerkschaft Verdi über einen unbefristeten Streik. Es geht um den Tarifvertrag von 160.000 Paketzustellern und Postboten. Verdi fordert 15 Prozent mehr Lohn, die Post bietet deutlich weniger. Bis Anfang März läuft nun eine Kampfabstimmung. Lehnen 75 Prozent der Mitarbeiter das Post-Angebot ab, droht wochenlanger Arbeitskampf. Mit massiven Auswirkungen für die Verbraucher. Bei der Post möchte man sich dazu noch nicht äußern. Auf Anfrage sagt Regional­sprecher Jens Mohoga lediglich: „Wir würden natürlich versuchen, die Auswirkungen auf die Kunden so gering wie möglich zu halten.“ Wie das geschehen könnte, dazu will Mohoga nichts sagen. Er findet: „Spekulationen sind unangebracht“.

Was passiert mit Fristen und Mahnungen?

Die Lünepost hat dennoch zusammengestellt, was mit Briefen, Paketen, Einschreiben oder Rechnungen passiert.
Wie kommen wichtige Briefe zum Empfänger?Wer Verträge, Rechnungen oder andere wichtige Briefe verschicken möchte, sollte auf Privatanbieter setzen. Unternehmen wie der Lüneburger Lünebote stellen ähnlich schnell zu wie die Post.

Was passiert, wenn eine Frist durch verspätete Zustellung der Post abläuft? Wer einen Brief zum Beispiel vom Finanzamt, anderen Behörden oder Institutionen zu spät erhält und Fristen daher nicht einhalten kann, sollte Kontakt zum Absender aufnehmen. Denn dieser ist in der Nachweispflicht, müsste eigentlich mit Sendungsnachverfolgung schicken. Weil viele dieses aus Kostengründen jedoch unterlassen, stehen die Chancen gut, dass dem Empfänger im Streitfall keine Konsequenzen drohen.

Muss ich eine Mahnung bezahlen, wenn die Post die Rechnung zu spät zustellt? Um eine Rechnung zu begleichen, bleiben in der Regel zwei Wochen Zeit. Häufig werden aus Kulanzgründen sogar noch ein paar Tage mehr gewährt. Wer die Rechnung sowie Zahlungserinnerung und erste Mahnung tatsächlich zu spät erhält, sollte so schnell wie möglich Einspruch einlegen und den Absender über die offensichtliche Lieferverzögerung durch den Streik bei der Post informieren.

Was kann man tun, wenn man ein Paket oder einen Brief vermisst? Wartet man länger als gewohnt, besteht zunächst die Möglichkeit, den jeweiligen Postdienstleister zu kontaktieren und sich nach dem Verbleib der Sendung zu erkundigen. Sollte das nicht weiterhelfen, ist eine Beschwerde bei der Bundesnetzagentur möglich, um eine Einigung zwischen Kunde und Post zu erzielen.

Kann ich nachweisen, dass ein Brief nicht angekommen ist? Nein. Empfänger können in den meisten Fällen keinen Beweis erbringen. Und die Post ist auch nicht auskunftsfähig. Nur der Absender weiß, wann und wo ein Brief eingeliefert wurde.

Lokaler Mitbewerber

Der Lünebote ist vorbereitet: „Wir setzen uns täglich mit den möglichen Szenarien auseinander und haben die ersten Maßnahmen bereits getroffen“, berichtet Patrick Ristow vom Lüneburger Zustell-unternehmen Lünebote. Dem Mitbewerber der Post könnte ein Streik neue Kunden bescheren. Man ist darauf vorbereitet: „Der Briefmarkenbestand wurde deutlich erhöht, somit ist sichergestellt, dass wir Unternehmen sowie Privatpersonen entsprechend ausstatten könnten“, sagt Ristow. „Privatkunden sind bei uns herzlich willkommen, die roten Briefkästen sind bereits heute hundertfache Anlaufstellen. Durch überregionale Netzwerke erreichen wir ca. 70 Prozent der Haushalte in Deutschland.“ Bundesweit seien Sendungen zwei Tage nach Einwurf beim Empfänger, in Niedersachsen oft schon nach einem Tag.

Lünebote arbeitet wie Post

Die Dienste des Lüneboten sind mit denen der Post vergleichbar. Auch Einschreiben stellt das Unternehmen zu: „Nicht nur Einschreiben! Neben jeder Art von Einschreiben auch Bücher- und Warensendungen, Postzustellaufträge, Pressesendungen, Streifbänder, Dialogpost und vieles mehr. Unsere Lizenz erlaubt die gewerbsmäßige Beförderung von allen Briefsendungen bis 1000 Gramm. Weiter ebenso Pakete und alle denkbaren weiteren logistischen Tätigkeiten wie Postfachleerungen, Essen auf Rädern oder ähnliches“, erklärt Ristow.

Viele Großkunden sind bereits von der Post zu privaten Konkurrenten gewechselt. Laut Patrick Ristow werden sie „einen etwaigen Streik auf Grund der hohen regionalen Sendungsmenge nur in kleinen Teilen wahrnehmen.“ Weitere Aufträge nimmt das Unternehmen aus der Stadtkoppel natürlich gerne entgegen: „Großkunden des privaten Sektors, jedenfalls die wir als selbige definieren, sind noch nicht auf uns zugekommen. Wir sind offen, sehen uns aber nicht als Notnagel, sondern vielmehr als ernstzunehmende Alternative.“