Radbruch. Es ist ein kleines Paradies direkt an der Bahnlinie: der Schrebergarten des Rentnerpaares Anita und Alfred Möller in Radbruch. Doch im Paradies sind dunkle Wolken aufgezogen: Vorigen Donnerstag – bzw. am Nachmittag oder in der Nacht davor – verwüsteten Unbekannte den liebevoll angelegten Obst- und Gemüsegarten. Sie rissen das fest verankerte Schild „Privatweg – Betreten verboten“ heraus und warfen es ins Gebüsch, sodass es zerbrach. Sie zerstörten den niedrigen Zaun, obwohl sie einfach die unverschlossene Tür hätten öffnen können. Dann zogen sie die Schubkarre mit Gartengeräten hinter der kleinen Hütte hervor und wüteten damit im Obstbeet – etliche Erdbeerpflänzchen sind beschädigt.

Apfelbaum rausgerissen

Eine Bank warfen sie in den Wassergraben neben dem Garten. Sie kippten Malerfarbe auf den gefliesten Weg. Und zwei Apfelbäume versuchten sie auch noch rauszureißen. „Die haben wir voriges Jahr erst eingepflanzt. Wir haben uns gefreut, wie gut sie angegangen sind und schon geblüht haben“, sagt Anita Möller traurig. Es war Elstar, ihre Lieblingssorte. Einer der Bäume steht noch, er wird aber nicht überleben. Den anderen rissen die Unbekannten ab, er steckte unter dem Dach der Hütte. „Sie haben damit wohl versucht, das Dach abzuheben“, erklärt sie. Das habe die Polizei ihr so gesagt.
In der unverschlossenen kleinen Hütte ist immerhin relativ wenig passiert, hier haben die Kriminellen „nur“ das ganze Saatgut aus den Regalen auf den Boden geschüttet.

Garten war Lebensinhalt

Das Paar ist völlig erschüttert. „Für meinen Mann ist der Garten sein Lebensinhalt“, sagt Anita Möller. Der bestätigt das: „Drei- bis viermal am Tag bin ich hier“, sagt er. Dann sieht er nach dem Rechten, zupft Unkraut, tut, was zu tun ist. Oft begleitet ihn seine Frau, denn einiges kann er aufgrund einer Gehbehinderung nicht mehr alleine machen. Aber mit seinem E-Mobil ist er flott und wendig unterwegs. Er hat alles Notwendige dabei: In zwei Eimern die kleineren Werkzeuge, zwischen den Beinen den Werkzeugkasten und einen großen Hammer. Handwerklich ist der ehemalige Klempner auch mit 86 noch fit.
Von Zuhause sind es nur wenige Minuten zum Garten. Seit 40 Jahren versorgt sich die Familie daraus. „Und es macht mir wirklich Spaß“, betont Alfred Möller. „Machte“, muss man jetzt besser sagen. Denn: „Jedesmal, wenn ich alleine herkomme, habe ich jetzt Angst“, sagt er. Er zieht Konsequenzen: „Wir machen nach dieser Saison Schluss. Einmal noch alles abernten, und dann ist es vorbei.“ Dass das nicht der eigentliche Plan war, ist dem Senior deutlich anzumerken.

Waren es Jugendliche?

Wer steckt hinter der gemeinen Aktion? Die Polizei, die die beiden gleich am Mittwoch riefen, war schon mehrmals da. Beim ersten Besuch fanden sie auch noch Teile eines Motorrollers neben dem Garten. Später bemerkte Möller, dass sogar ein ganzer Roller im Gebüsch unter einem Baum lag. Den holten die Polizisten später ab. Waren das dieselben Täter? Die Eheleute vermuten, dass die Randalierer Jugendliche waren. „Hier halten sich immer viele auf, besonders unter der Brücke neben unserem Garten. Da ist auch alles voller Graffiti“, wissen die beiden. Sie betonen aber, dass die meisten der Jugendlichen friedlich seien: „Deshalb kann man ja auch niemanden beschuldigen.“

Mehrere Fälle von Vandalismus in Radbruch

„Das Muster würde tatsächlich auf Jugendliche bzw. Heranwachsende hinweisen“, sagt Kai Richter, Sprecher der Lüneburger Polizei. Die wüssten in ihrem Übermut vielleicht gar nicht, was sie anrichten. In Radbruch habe es in letzter Zeit mehrere Fälle von Vandalismus gegeben: In der Nacht zuvor auf einer Baustelle, im April in der Unterführung.
In der Nacht zu Dienstag randalierten schon wieder Unbekannte in Radbruch, diesmal im Jugendclub Op‘n Donnerloh: „Es wurden u. a. WC-Brillen ab- und Bilder von der Wand gerissen“, berichtet der Polizeisprecher. „Wir beobachten die Situation in Radbruch jetzt verstärkt“, verspricht er und bittet Anwohner, die Ungewöhnliches beobachten, sich jederzeit an die Polizei zu wenden unter Tel.: (04131) 83 06 22 15.